Seebad Abbazia
Das spätere Seebad Abbazia war ursprünglich eine Häusergruppe rund um eine Abtei, die, geschützt durch den 1.396 Meter hohen Monte Maggiore, besonders angenehme klimatische Bedingungen hatte. Der Ort gehörte zum Bezirk Volosca.
Die Villa Angiolina war eines der ersten Gebäude auf dem Gebiet des späteren Seebades Abbazia. Es war ursprünglich ein einfaches Wohnhaus, das zu Beginn der 1840er Jahre von Higinio Scarpa, einem wohlhabenden Holz- und Getreidehändler aus Fiume, erworben wurde und zu einem villenartigen Sommersitz umgebaut wurde.
Der neue Besitzer nennt die Villa, die in einem großen Park liegt, nach seiner verstorbenen Ehefrau Angiolina. Scarpa empfing viele Gäste und sorgt damit für eine erste, sehr eingeschränkte Bekanntheit des Landstrichs. Die Villa Angiolina wurde in dieser frühen Phase das Zentrum des Fremdenverkehrs in Abbazia.
Elisabeth Bad Aktiengesellschaft
Higinio Scarpas Sohn Paolo von Scarpa, verheiratet mit Maria von Bruck, der Tochter des österreichischen Finanzministers Karl Ludwig von Bruck, initiiert 1869 die Gründung der “Elisabeth Bad Aktiengesellschaft”, die die Errichtung einer großen Badeanstalt vorantreiben sollte.
Der Gesellschaft gelang es aber nicht, die notwendigen Mittel zum Erwerb des Grundes und zur Errichtung der Gebäude einzuwerben. Nachdem die Gesellschaft wieder aufgelöst worden war, schafft es der pensionierte Arzt Mathias Sporer ein Konsortium zur Gründung eines Bades und Inhalations-Heilanstalt zu bilden.
Er nahm dazu auch mit seinem Kollegen Leopold Schrötter Ritter von Kristelli in Wien Kontakt auf, der schließlich zu einem der wichtigsten Unterstützer des Projekts wurde. Gleichzeitig berichtete auch der Reiseschriftsteller Heinrich Noe seinem Wiener Publikum von der einzigartigen Lage und dem guten Klima von Abbazias, was schließlich die Aufmerksamkeit von Friedrich Julius Schüler, dem Generaldirektor der Südbahn-Gesellschaft, erregt.
Kuranlagen der Südbahn-Gesellschaft
Die Südbahn-Gesellschaft wurde 1859 als Aktiengesellschaft gegründet, deren Anteile vor allem von französischen Investoren gehalten wurden. Seit 1857 verband die Südbahn Wien mit dem wichtigen Hafen Triest, seit 1873 wurde auch der ungarische Hafen Fiume (Rijeka) an das Netz angeschlossen. Abbazia war nur wenige Kilometer von der nächsten Südbahn-Station Mattuglie (Matulji) entfernt.
Die Südbahn-Gesellschaft hatte bereits, nach dem Vorbild englischer Bahngesellschaften, in Tourismusprojekte investiert: ein Hotelkomplex im Tiroler Ort Toblach und die Hotelanlagen am Semmering.
1881 begann die Südbahngesellschaft mit Grundstückskäufen im Landstrich rund um Abbazia und im Sommer 1882 wurde als erstes Gebäude die Villa Angiolina erworben. Die ersten Pläne für die Hotelbauten in Abbazia wurden vom Architekten Franz Wilhelm – dem engsten Mitarbeiter des Erbauers des Wiener Südbahnhofes Wilhelm Flattich – gemacht.
Mit Dekret vom 4. März 1889 wurde dem Seebad Abbazia der Status eines heilklimatischen Kurortes zuteil.
1900 konnte das Seebad Abbazia 14.000 Kurgäste beherbergen. Um 1910 kamen etwa die Hälfte aller Gäste in Abbazia aus Ungarn, solche aus Wien und Niederösterreich machten nur 17,5 Prozent aus.
Betrug im Jahre 1891 die Zahl der genommenen Bäder noch 15.000, steigerte sich die Bäderzahl im Jahre 1894 z. B. über 50.000.