Dr. Albrecht Sauer, der langjährige wissenschaftliche Leiter der Bibliothek des Deutschen Schifffahrtsmuseums, hat sich in den Ruhestand verabschiedet
Bei einer DSM-internen Feierstunde dankte Prof. Dr. Sunhild Kleingärtner, Geschäftsführende Direktorin des DSM, Dr. Sauer für seine langjährigen Verdienste um das Haus.
„Mit Ihnen verlieren wir einen überzeugten Teamplayer und erfahrenen Kollegen, der das Haus mit vielfältigen inhaltlichen Impulsen bereichert hat“, so Kleingärtner.
Beispielhaft hob sie in diesem Zusammenhang Sauers umsichtige wissenschaftliche Leitung der Bibliothek hervor, seine Forschung zum ältesten Seehandbuch Nordeuropas aus dem 13. Jahrhundert, die erfolgreiche Sonderausstellung „Zeit auf See“ und seine Tätigkeit als Vorsitzender des DSM-Betriebsrats.
Sauer, der Geschichte, Philosophie und Germanistik studierte und zur Arbeit über das älteste erhaltene Seehandbuch und die spätmittelalterliche Navigation in Nordwesteuropa promovierte, trieb die Digitalisierung und Bestandserweiterung der Sammlung voran.
Forschende und Interessierte können derzeit auf 95.000 Medien zurückgreifen, die sich mit allen Bereichen der deutschen Schifffahrtsgeschichte und Meeresnutzung sowie deren internationale Verflechtungen beschäftigen.
In keiner anderen öffentlichen Bibliothek können Personen mit maritimer Affinität aus einem so breiten Fundus schöpfen. Sogar antiquarische Raritäten aus dem 16. Jahrhundert darf die Bibliothek ihr Eigen nennen. Weil Sauer die Digitalisierung des Bestands anschob, wurden weltweite Abrufe und Fernleihen möglich.
Sauers Nachfolge hat in diesem Monat Erik Hoops angetreten. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter ist er bereits seit 20 Jahren für das DSM aktiv. Die neue Stelle ergänzt sein bisheriges Aufgabenfeld: Er leitete die wissenschaftliche Redaktion des DSM, dazu gehört das Verfassen von Artikeln und das Lektorat für die Reihe „Schriften des Deutschen Schifffahrtsmuseums“.
Als Redakteur der Zeitschrift „Deutsche Schiffahrt“ des Fördervereins Deutsches Schifffahrtsmuseum e.V. hat er die aktuellen Entwicklungen im Haus fest im Blick. Weitere wichtige Veröffentlichungen von ihm sind das wissenschaftliche Jahrbuch „Deutsches Schifffahrtsarchiv“ und die „Beihefte zum Deutschen Schifffahrtsarchiv“.
Für den studierten Germanisten ist die neue Leitungsfunktion der DSM-Bibliothek eine sehr gute Ergänzung seiner bisherigen Publikationstätigkeiten.
„Das DSM ermöglicht es mir, die mit Schifffahrt und ihrer Geschichte verbundene Themenvielfalt in ihrer ganzen Bandbreite nicht allein der Fachöffentlichkeit, sondern einem breiten Publikum auf unterschiedlichste Weise näherzubringen, Forschungsergebnisse durch ihre Veröffentlichung nutzbar zu machen und das maritime Kulturerbe für die Nachwelt zu bewahren.“
Auch Kleingärtner sieht in der stärkeren Verzahnung beider Arbeitsbereiche ein wertvolles Synergiepotential: „Als Forschungsmuseum der Leibniz-Gemeinschaft gehört es zu unseren Aufgaben, wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen, zu bündeln und sie unterschiedlichen Zielgruppen zur Verfügung zu stellen. Unser Publikationswesen und unsere Bibliothek spielen dabei eine wichtige Rolle, ebenso wie die zunehmend digitale Verbreitung von Forschungsergebnissen über Open Access. Daher ist es zukunftsweisend, diese Bereiche unserer Arbeit unter eine gemeinsame Leitung zu stellen und sie miteinander vernetzt weiterzuentwickeln. Ich freue mich sehr, dass Herr Hoops diese spannende Aufgabe übernommen hat“, so Kleingärtner.
Hoops studierte an der Philipps-Universität Marburg Germanistik, Skandinavistik und Politikwissenschaft. Zu seinen Forschungsfeldern am DSM gehören die Deutsche Schifffahrtsgeschichte sowie die mittlere und neuere Geschichte. Er will die Arbeit seines Vorgängers fortsetzen und ergänzen.
Als innovatives Service- und Kompetenzzentrum gewährleistet die wissenschaftliche Spezialbibliothek des DSM die Literatur- und Informationsversorgung von Wissenschaft, Bildung, Medien und breiter Öffentlichkeit.
Auch zukünftig wird im Vordergrund stehen, durch laufende Bestandserweiterung und -erschließung sowie Vernetzung die Qualität und Aktualität im wissenschaftlichen Service zu sichern.
Hierzu zählen auch die elektronische Literaturversorgung und die verstärkte Bereitstellung von Zugängen zu Datenbanken.
Auf diese Weise wird die führende Spezialbibliothek zur deutschen Schifffahrtsgeschichte als elementarer Bestandteil der Forschungsinfrastruktur des DSM auch weiterhin das Fundament zu exzellenter Forschung legen.