Die Traditionspflege der Deutschen Marine steht auf dem Boden des Grundgesetzes und ist fester Bestandteil der Inneren Führung der Bundeswehr. Mit der Neufassung des Traditionserlasses wurde bereits 2017 festgelegt, dass der Kern ihres Traditionsverständnisses künftig in der eigenen, über 60-jährigen Geschichte, der freiheitlich, demokratischen Grundordnung sowie im Widerstand gegen Diktaturen und Gewaltherrschaft liegt.
Der Rückgriff auf andere deutsche Streitkräfte ist damit zwar weiterhin ein Teil unserer Geschichte, aber nicht mehr das bestimmende Element unserer Traditionspflege.
Infolgedessen hat der Inspekteur der Marine angewiesen, alle bestehenden Namen von Kasernen sowie weiteren Infrastrukturelementen auf ihre Traditionswürdigkeit im Sinne des Traditionserlasses hin zu überprüfen und da wo notwendig, eine Umbenennung zu veranlassen.
Für den Marinestützpunkt Kiel – Tirpitzhafen sind die dort stationierten Soldatinnen und Soldaten der Marine in Übereinstimmung mit dem neuen Erlass zu der Überzeugung gelangt, dass insbesondere die Namen Tirpitz und Scheer nicht mehr zeitgemäß und traditions- beziehungsweise identitätsstiftend sind.
Als Name wurde daher die Bezeichnung „Marinestützpunkt Kiel-Wik“ vorgeschlagen. Mit der zukünftigen Benennung des Stützpunktes nach dem Stadtteil, in dem die Marine seit ihrer Gründung präsent und ein integraler Bestandteil ist, wird die enge Verbindung zwischen der Stadt Kiel und der Marine zum Ausdruck gebracht werden.
Aber auch die über 150-jährige Geschichte des Stützpunktes selbst und die daraus erwachsene gegenseitige Bedeutung für die Entwicklung der Stadt Kiel und der Marine klingt in diesem Namen an.
Die Tirpitzmole wird in Gorch-Fock-Mole umbenannt werden, um auf den langjährigen angestammten Liegeplatz unseres Segelschulschiffes, welches gleichermaßen Symbol für die Marine und ein Wahrzeichen der Stadt Kiel ist, zu verweisen.
Die Scheermole wird zukünftig nach Oskar Kusch benannt werden, der als Oberleutnant zur See der Kriegsmarine wegen regimekritischer Äußerungen 1944 auf dem Schießplatz in Kiel-Holtenau hingerichtet wurde und dem dort mit der Oskar-Kusch-Straße bereits ehrendes Gedenken durch die Stadt Kiel zu Teil wird.
Mit diesen neuen Namen zeigt die Marine, dass sie sich weder der Geschichte noch ihrem Erbe verweigert, aber auch gewillt ist, mit der Zeit zu gehen und eine eigenständige Interpretation von Traditions- und Erinnerungswürdigkeit zu etablieren.