1914 bis 1918, die Daten, die wir in Deutschland als Beginn und Ende des Ersten Weltkriegs erinnern, beschreiben eigentlich nur die Situation in Westeuropa.

Prof. Dr. Markus Koller, Historiker an der Ruhr-Universität Bochum, bevorzugt eine globalere Perspektive.

Prof. Dr. Markus Koller erforscht die Geschichte des Osmanischen Reiches und der Türkei.
Prof. Dr. Markus Koller erforscht die Geschichte des Osmanischen Reiches und der Türkei (© RUBIN, Damian Gorczany)

In RUBIN, dem Wissenschaftsmagazin der Ruhr-Universität, berichtet er, warum der Erste Weltkrieg im Osmanischen Reich wesentlich länger dauerte als vier Jahre.

Balkankriege weisen ähnliche Merkmale auf wie die Jahre 1914 bis 1918

„Ich möchte die Leute zum Nachdenken anregen“, sagt Markus Koller, Leiter des Lehrstuhls für die Geschichte des Osmanischen Reiches und der Türkei. „Was bedeutet Weltkrieg, wenn man das Wort ‚Welt‘ stärker betont? Für die Menschen in Istanbul ist 1914 nicht unbedingt eine einschneidende Erfahrung.“

Mit den Balkankriegen 1912 und 1913 sei das Osmanische Reich bereits mitten im Ersten Weltkrieg. Massenmobilisierung, Massenarmeen und Waffentechnik, die zu Massentod und Massenverstümmelung führt, sind Merkmale der Balkankriege, die auch für die Jahre 1914 bis 1918 charakteristisch sind.

Den Beginn des „Osmanischen Ersten Weltkriegs“ könnte man sogar noch vor den Ausbruch der Balkankrieg setzen, nämlich 1911, als das Reich bereits Territorialverluste hinnehmen muss.

„Osmanischer Erster Weltkrieg“ endet mit Gründung der Republik Türkei

Genauso wie der Erste Weltkrieg im Osmanischen Reich nicht 1914 beginnt, endet er auch nicht 1918. Die Jahre bis zur Gründung der Republik Türkei 1923 sind von gewalttätigen Auseinandersetzungen geprägt.

Im sogenannten Befreiungskrieg wehrt sich der Rest des Osmanischen Reichs gegen weitere Territorialverluste, aber auch andere Ebenen der Gewalt bestimmen diese Phase.

Paramilitärische Verbände in der nationaltürkischen Armee, die aus der Bevölkerung heraus rekrutiert wurden, sind auf eigene Faust und eigene Rechnung in Lokalkonflikte involviert.

Ausführlicher Beitrag in „RUBIN“, dem Wissenschaftsmagazin der RUB

Ein ausführlicher Beitrag inklusive Bildmaterial findet sich im Onlinemagazin RUBIN, dem Wissenschaftsmagazin der RUB: http://rubin.rub.de/de/ein-krieg-mit-vielen-enden.